Gifhorn. Am Donnerstag probte die junge Sozialdemokratin ein besonderes Format mit Fragen im Schnelldurchgang. Wir haben vorher mal angefangen.

Das wird spannend. Die SPD-Kandidatin zur EU-Wahl, Manon Luther, lädt für Donnerstag, 2. Mai, von 18 Uhr an zum politischen Speed-Dating auf dem Gifhorner Marktplatz vor dem Cappu-Bistro ein. An wechselnden Stationen kommt die 28-Jährige mit interessierten Gifhornern zu EU-Themen ins Gespräch, kurz und knackig. Wir haben es schon mal ausprobiert.

Auf der niedersächsischen Landesliste der SPD zur EU-Wahl am 9. Juni stehen Sie auf Platz 25. Fühlen Sie sich als Zählkandidatin?

Nein, ich fühle mich nicht als Zählkandidatin. Der Platz 25 bezieht sich auf die Bundesliste und damit auf das Ergebnis im Bundesgebiet. Natürlich müssen wir auch da noch Prozentpunkte zulegen, damit mein Einzug wahrscheinlich wird. Trotzdem gilt es: Jede Position auf der Liste bietet die Möglichkeit, sich für die Bürgerinnen und Bürger im jeweiligen Wahlkreis einzusetzen.

Welchen regionalen Raum betreuen Sie im Wahlkampf?

Ich bin Kandidatin für die Region Braunschweig. Das umfasst die Städte und Landkreise Goslar, Wolfenbüttel, Salzgitter, Braunschweig, Helmstedt, Wolfsburg, Peine und Gifhorn. Dabei kenne ich mich gut in der Region aus und habe in meiner Rolle als Juso-Bezirksvorsitzende schon viele Wahlkämpfe begleitet. Jetzt selbst für ein Amt zu kandidieren, ist natürlich nochmal etwas anderes, macht aber umso mehr Spaß.

Wie viele Termine haben Sie seit der Listenaufstellung bis zum Wahltag? Wie lässt sich das mit dem Berliner Hauptberuf in Einklang bringen?

Meine Beschäftigung im Deutschen Bundestag in Berlin endete bereits im Januar. Aktuell ist meine hauptsächliche Beschäftigung der Europawahlkampf. Dabei nimmt meine Termindichte exponentiell zu, je näher wir der Wahl kommen. 43 Tage vor der Wahl umfasst der Terminkalender 74 Termine. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Schuldiskussionen, Sommerfeste, Haustürwahlkämpfe oder Infostände.

Was würden Sie im Falle Ihrer Wahl anders machen als die Mandatsträgerin Lena Düpont?

Während ich das Engagement von Lena Düpont schätze, würde ich mich zum Beispiel nicht bei der Abstimmung über schärfere Transparenzregeln für EU-Abgeordnete enthalten oder gegen das EU-Lieferkettengesetz stimmen. Es kann nicht angehen, dass Unternehmen sich ihrer Verantwortung entziehen und bei der Verletzung von Menschenrechts- und Umweltstandards wegschauen.

Ihr Slogan lautet. Für Dich. Für Europa. Wie überbrücken Sie die riesige Spannweite vom Individuum zur supranationalen Einheit? Hier die Verbindung zu halten, gerade das erscheint ja vielfach als unlösbare Aufgabe.

Ich weiß, dass Europa für viele nicht greifbar scheint. Mein Ansatz besteht darin, den Menschen zu zeigen, dass lokale und europäische Themen untrennbar miteinander verbunden sind. Viele Entscheidungen, die wir in Deutschland beschließen, kommen zuerst aus Brüssel. Daher muss die Politik hier besser kommunizieren. Ein kurzes Beispiel: Ich war vor ein paar Wochen in Hankensbüttel im Austausch mit Auszubildenden. Im Gespräch kamen viele lokale Probleme zur Sprache, die jedoch mittlerweile auf europäischer Ebene entschieden werden. Sei es die Zukunft des Industriestandorts Region Braunschweig oder der Umgang mit der Klimakrise. Daneben ist es auch wichtig den Menschen zu vermitteln, wie viel die EU auch hier für sie aktiv tut – von Weiterbildungen in der Pflege oder Hochwasserprävention ist alles mit dabei – man sieht es nur viel zu selten.

Welche praktische Politikerfahrung jenseits der SPD-Parteifunktionen bringen Sie mit, etwa aus einem kommunalen Mandat oder Wahlamt?

Ich habe etwas Erfahrung in einem Wahlamt in Braunschweig auf Ebene der Bezirksräte sammeln dürfen. Nichtsdestotrotz kann man zurecht sagen, dass diese Kandidatur nun meine erste für ein größeres Wahlamt ist.

„Ich stehe für Veränderung, soziale Gerechtigkeit und eine bessere Zukunft für uns alle.“ Was sagen Sie denen, die sich freuen würden, wenn sich eine Zeitlang mal nichts ändern würde, um Atem zu schöpfen?

Es ist verständlich, dass einige Menschen sich nach Stabilität sehnen und eine Pause von Veränderungen wünschen. Aber lassen Sie mich klarstellen: Der Ruf nach Veränderung bedeutet nicht, dass wir Neuerungen um ihrer selbst willen vorantreiben wollen. Wir müssen aber insbesondere im Hinblick auf Europa erkennen, dass Stillstand keine Option ist. Die Welt um uns herum verändert sich ständig, sei es durch technologischen Fortschritt, demografische Veränderungen oder globale Herausforderungen wie den Klimawandel. Wenn wir uns nicht aktiv für Veränderungen einsetzen, riskieren wir, den Anschluss zu verlieren und unsere Zukunft zu gefährden.

In Ihrem Positionspapier steht: „Dies würde bedeuten, dass beispielsweise Arbeitslosenversicherung, Krankenversicherung und Rentenleistungen europaweit garantiert werden.“ Was bedeutet das für hiesige Beitragszahler? Ist es mehrheitsfähig, in 27 EU-Staaten eine Sozialversicherung nach deutschem Standard zu etablieren?

Die Vernachlässigung der sozialen Säule der EU hat in den letzten zehn Jahren System. Eine europäische Kranken- und Sozialversicherung könnte Effizienz und Kostenersparnis bringen, die Mobilität der Arbeitskräfte fördern, soziale Gerechtigkeit stärken, die EU auf Gesundheitskrisen vorbereiten und die europäische Integration fördern. Es gibt viele gute Gründe dafür, aber natürlich sprechen wir hier eher von einem langfristigem Projekt.

Was möchten Sie über sich als Person erzählen?

Ich bin 28 Jahre alt, ledig, studierte Diplomjuristin und lebe in Braunschweig. In meiner Freizeit spiele ich leidenschaftlich gerne Tennis, bin als Hobbyköchin unterwegs oder gehe ins Theater.

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