Berlin. Bei „Sing meinen Song“ zeigt sich Rapper Eko Fresh von einer weicheren Seite. Er verrät, welchen Einfluss seine Frau darauf hatte.

  • Rapper Eko Fresh spricht im Interview über seine Ehe
  • Seinem Sohn spielt er nur ausgewählte Lieder vor
  • Er verrät, warum er seine frühen Jahre kritisch betrachtet

Als cooler Rapper mit frechen Texten wurde Eko Fresh bekannt. Doch der 40-Jährige, der auch immer wieder auch als Schauspieler zu sehen, war, hat ganz sanfte Charakterzüge, die in „Sing meinen Song“ (dienstags um 20.15 Uhr auf RTL) deutlich zu erkennen sind. Der eindeutige Grund dafür ist seine Familie, die nicht nur seine Lebenseinstellung, sondern auch sein nächstes Album maßgeblich prägt.

Das ist Ihr erster Einsatz bei „Sing meinen Song“. Wie haben Sie das erlebt?

Eko Fresh: Es war eine emotionale Achterbahnfahrt, die ich so nicht erwartet hatte. Man könnte auch sagen, es war ein therapeutischer Urlaub. Und es war eine der schönsten Sachen, die ich je im Fernsehen gemacht habe.

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Was erklärt diese Wirkung?

Fresh: Ich musste mich da mit meinem Werdegang beschäftigen – das heißt, mit den verschiedenen Themen, die ich in meiner Musik behandelt habe. Und daraus machen dann andere Kolleginnen und Kollegen ihre eigene Version. Gleichzeitig war es eine gewaltige künstlerische Herausforderung.

Ich habe mein Rapper-Dasein losgelassen und bin in andere Musikgenres eingetaucht. Ich habe die Songs der anderen umgeschrieben und dann alle auswendig gelernt. Und weil ich ein Perfektionist bin, bedurfte das einer Riesenvorbereitung. Sie können sich nicht vorstellen, wie oft ich diese Songs durchgegangen bin. Und dann hatte ich nur einen Versuch, sie live zu singen – für ein Millionenpublikum.

Eko Fresh über musikalischen Wandel: „Ich will kein Klischee bedienen“

Hätten Sie sich schon früher an so eine Erfahrung getraut?

Fresh: Da hätte ich wahrscheinlich nicht den Mut besessen. Inzwischen habe ich beruflich meinen Traum erfüllt, aber es hat lange gedauert, bis ich auch im echten Leben ein Champion geworden bin. Das habe ich geschafft, indem ich eine Familie gegründet habe.

Deshalb will ich jetzt zeigen, dass ich in meiner Musik viel tiefer gehen kann, als man das von mir erwartet. Im Gegensatz zu manchen Rapperkolleginnen- und kollegen will ich kein Klischee bedienen und in eine Rolle schlüpfen. Je älter ich werde, desto mehr ist die Musik ein Spiegel meines wahren Lebens und meiner Werte.

Bei „Sing meinen Song“ performen Künstler die Stücke der jeweils anderen. In der elften Staffel sind mit dabei (l.-r.): Sammy Amara, Eva Briegel, Eko Fresh, Peter Maffay, Johannes Oerding, Joy Denalane, Tim Bendzko und Emilio.
Bei „Sing meinen Song“ performen Künstler die Stücke der jeweils anderen. In der elften Staffel sind mit dabei (l.-r.): Sammy Amara, Eva Briegel, Eko Fresh, Peter Maffay, Johannes Oerding, Joy Denalane, Tim Bendzko und Emilio. © DPA Images | Markus Hertrich

Wie genau wollen Sie das zeigen?

Fresh: Ich habe gerade ein Album in der Produktion, das nach meinem Sohn Elijah benannt sein wird. Dieser Titel steht für die neue Ära in meinem Leben, wo für mich Familie und Werte wichtiger als alles andere sind. Das wird sich auch in meiner Musik zeigen. Deshalb gibt es da nicht mehr nur ellenlange Rap-Strophen, sondern ich werde auch singen.

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Ich bin in meinem Leben angekommen, und ich möchte die Leute, die mit mir groß geworden sind, mitnehmen und musikalisch sagen: „Ich bin jetzt hier“. So geht meine Geschichte weiter. Dafür hat mir „Sing meinen Song“ schon eine Plattform geboten.

Rapper Eko Fresh: Diese Songs spielt er seinem Sohn vor

Aber als Sie zu „Sing meinen Song“ nach Südafrika gereist sind, mussten Sie sich von Ihren Lieben trennen. Wie schwer war das?

Fresh: Mich ganz von meiner Familie trennen, konnte ich nicht. Deshalb habe ich meine Frau für emotionalen Beistand mitgebracht. Aber wir waren noch nie so lange von unserem Sohn getrennt, der in die Schule gehen musste. Er ist mittlerweile sieben und kam ganz gut mit der Oma zurecht. Und wir sind so schnell zurückgereist, wie möglich.

Inwieweit ist Ihr Sohn mit Ihrer Musik vertraut?

Fresh: Er kennt die Hits wie „Quotentürke“ oder „Ich bin jung und brauche das Geld“, und fragt manchmal, ob wir das im hören können. Aber das neue Album kann ich ihm komplett vorspielen. Er ist einem Alter, wo ich ihm erklären kann, dass ich diese Songs für ihn geschrieben habe oder um Leuten zu helfen, die alleine sind. Es macht mir Freude, ihm die Werte zu vermitteln, für die ich stehe.

„Ich bin eine Art Symbolfigur für einen Lebensweg in Deutschland geworden“

Wie würden Sie Ihr Lebensgefühl Ihrer jungen Jahre beschreiben?

Fresh: Früher wollte ich ein berühmter Rapper werden, deshalb bin ich gerannt und gerannt, bis ich nicht mehr konnte. Ich weiß nicht, ob ich diesen psychischen Druck noch aushalten könnte. Zwar renne ich immer noch, aber nicht, weil ich muss, sondern weil es mir Spaß macht. Ich habe angefangen, an mir zu arbeiten, und dabei haben mir meine Frau und meine Familie sehr viel geholfen.

Eko Fresh sieht sich als Vorbild für die nächste Generation von Menschen mit Migrationshintergrund.
Eko Fresh sieht sich als Vorbild für die nächste Generation von Menschen mit Migrationshintergrund. © Getty Images | Andreas Rentz

Doch was treibt Sie an, nachdem es Ihnen nicht mehr um Berühmtheit geht?

Fresh: Ich bin eine Art Symbolfigur für einen Lebensweg in Deutschland geworden. Mein Opa, der leider schon verstorben ist, kam als Gastarbeiter nach Deutschland, und er hätte nie damit gerechnet, dass sein Enkel solche Sachen macht. Mitte der 90er, als ich klein war, gab es im deutschen Fernsehen keine Vorbilder, die aussahen wie ich. Ich musste da viele Türen aufmachen. Und so möchte ich der nächsten Generation der Migranten-Community zeigen, dass sie Ähnliches schaffen können wie ich. Diese Botschaft zu vermitteln, motiviert mich.

Eko Fresh über seine Frau: „Sie balanciert mich aus“

Sie sagten gerade, dass Ihnen Ihre Frau bei Ihrer Entwicklung geholfen hat. Wie hat sie das getan?

Fresh: Für mich ist es eine der größten Herausforderungen, abzuschalten. Und sie sagt: „Du stehst nicht mehr mit dem Rücken zur Wand. Du musst dir keine Basis für dein Leben mehr schaffen. Es ist alles in Ordnung.“

War es am Anfang Ihrer Beziehung schwierig, als sie Ihr Leben ändern wollte?

Fresh: Ja, aber ich habe sie auch gebraucht. In Sachen Rap konnte ich alles super, aber sie kam eben aus dem normalen Leben. So hat sie einen dicken Stein auf das andere Ende der Waage gelegt, und so hat sie mich ausbalanciert. Wir ergänzen uns gut und unterstützen einander, wo wir nur können. Wir sind nicht perfekt, aber wir haben etwas, das uns zusammenhält, nämlich unseren Sohn und unser Glück, an dem wir arbeiten.