Paris. Brigitte Macron ein Mann? Emmanuel Macron schwul? In Frankreich kursieren massenhaft Fake News – das Präsidentenpaar will sich wehren.

Es lässt sich an seinem Gesicht ablesen, wie sehr er verletzt ist. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kann seinen Zorn nicht wirklich verbergen, als er jüngst eine Journalistenfrage über das Problem sexistischer Angriffe in den sozialen Netzwerken beantwortete: „Das Schlimmste an diesen falschen Informationen ist, dass sie die Betroffenen in ihrer Intimität treffen. Mehr will ich dazu nicht sagen.“

Das ist auch gar nicht nötig. In Deutschlands Nachbarland weiß jeder, dass das Staatsoberhaupt schon mehrfach persönlich das Opfer von Fake News geworden ist. Das fing bereits während seiner ersten Präsidentschaftskampagne an, als die Falschmeldung zirkulierte, dass er mit seiner 24 Jahre älteren Frau nur eine Scheinehe führe, weil er homosexuell und mit dem Intendanten des öffentlichen Rundfunksenders Radio France fest liiert sei. So heftig war das Sperrfeuer der Trolle, dass sich selbst Ex-Präsident Nicolas Sarkozy zu der unvorteilhaften Bemerkung hinreißen ließ, Macron habe halt „etwas Androgynes“.

Frankreich: Trans-Gerüchte über Brigitte Macron

In der jüngsten Lügenkampagne wird der Präsident nur indirekt angegriffen, aber auch sie zielt unter die Gürtellinie. Überall in den sozialen Netzwerken ist die Behauptung zu finden, dass seine Ehefrau Brigitte eine Trans-Frau, also Mann zur Welt gekommen sei. Aber diesmal sind die Gerüchtestreuer ganz offenbar zu weit gegangen. Macron, der sich in der Vergangenheit hartnäckig weigerte, auf Verunglimpfungen im Netz zu reagieren, hat gemeinsam mit seiner Frau, eine Klage gegen „diese Spinner“ eingereicht – „um unsere Familie zu schützen“.

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Es wird also zu einem Prozess kommen und Brigitte Macron soll durchgesetzt haben, dass die ursprünglich für das kommende Frühjahr vorgesehenen Verhandlungen wegen der Verletzung ihrer Intimsphäre auf Juni vorgezogen werden. Wobei es der Première Dame natürlich nicht um die völlig unstrittige Sachlage geht. Aber, so erklärte die in Erziehungsfragen sehr engagierte Ex-Lehrerin jetzt in einer Radiosendung, „ich kann mich doch nicht gegen Cybermobbing an den Schulen einsetzen, ohne mich zu wehren, wenn es um mich selber geht“.

Brigitte Macron setzt sich intensiv gegen Cybermobbing ein.
Brigitte Macron setzt sich intensiv gegen Cybermobbing ein. © AFP | EMMANUEL DUNAND

Wer hinter den Fake News in Frankreich steckt

Die „Spinner“, von denen der Präsident sprach, haben Namen. Als Urheberin des Gerüchtes über Brigitte Macrons Geschlecht gilt eine Französin namens Natacha Rey, die sich als unabhängige Journalistin bezeichnet. Im Dezember 2021 behauptete sie in einem Video, dass die First Lady Frankreichs in Wahrheit als Jean-Michel Trogneux geboren wurde. Wobei es tatsächlich einen Mann dieses Namens gibt. Allerdings handelt es sich um Brigitte Macrons Bruder.

Die in Kreisen der Verschwörungstheoretiker sehr bekannte, sich als Medium gebende Amandine Roy teilte das Video auf ihrem YouTube-Kanal, wo es hunderttausende Male angeklickt wurde. Etwas später übernahm das Gerücht dann die Amerikanerin Candace Owens, eine Anhängerin Trumps, und sorgte für dessen planetare Verbreitung.

Stecken russische Trolle hinter den Gerüchten?

Politische Freunde von Owens haben in der Vergangenheit bereits versucht, die amerikanische Ex-First Lady Michelle Obama oder die aktuelle US-Vizepräsidentin Kamala Harris als Trans-Frauen zu inszenieren. Und weil Owens beste Kontakte zur russischen Botschaft in Washington nachgesagt werden, so sind sich die französischen Dienste sicher, dass die Fake News über die Homosexualität von Emmanuel Macron oder über die Bettwanzen-Plage in Paris von russischen Trollen verbreitet wurden.

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Auch laut Experten, etwa dem französischen Soziologen Laurent Cordonier, stellen die persönlichen Attacken auf die Macrons eine Verschwörungsachse rechtsextremer und russischer Netzwerke dar. Dabei gelte die Regel: Je dicker die Gerüchte aufgetragen sind, desto eher haben sie eine Chance geglaubt zu werden. Im Falle von Brigitte Macron freilich scheinen Rey, Roy und Co. dann doch allzu dick aufgetragen zu haben. Jedenfalls hat die beträchtliche Popularität der eleganten 71-Jährigen, die die Franzosen gerne als die attraktivste Großmutter der Welt bezeichnen, bislang keinen nachweisbaren Schaden genommen.